Innenansicht der Runge-Orgel in Döbbersen, Foto: Heiko Preller

Kleine und große Königinnen

Details unserer Orgeln

Wussten Sie, dass eine Orgel »lebt«?

Die Orgelspiele Mecklenburg-Vorpommern wecken die Orgeln, die zu den Konzerten „geschlagen“ werden, nach dem Winter wieder auf. Während der Wintermonate finden die Gottesdienste in der Regel nicht in der Kirche, sondern in einem beheizten Gemeinderaum o. ä., der sog. Winterkirche, statt. Entsprechend ruhen die Orgeln und werden nicht bespielt. Sie versinken in der kalten Kirche in den Winterschlaf. Unbemerkt nisten sich mancherorts sogar Mäuse, Fledermäuse, Käuzchen und Eulen in der Orgel ein. Mangels Nutzung „rosten“ Tasten und Züge ein und klemmen oder werden zumindest schwergängig: Die Orgeln haben „Heuler“ oder manche Pfeifen ertönen erst gar nicht mehr. Orgeln sind lebendige Mechanismen, deren Materialien u. a. auf Temperatur und Feuchtigkeit oder Trockenheit reagieren und auch darauf, nicht genutzt und in Betrieb gehalten zu werden. Die Orgeln sind nach dem Winter zumindest „verstimmt“.
Also muss rechtzeitig ein Orgelbauer her und die Orgeln warten und aus dem Winterschlaf holen und in Betrieb nehmen, so dass unsere Organisten*innen frei aufspielen und die Königinnen ihren Klang gebührend entfalten können.

Eine aufwändige Rekonstruktion

1878 entstand die Orgel mit sieben Registern (sechs Manualregister und Subbass als Transmission aus dem Bordun). 1971 geschah ein gravierender technischer, klanglicher und gestalterischer Umbau, der vom Stil der Ausgangsorgel nicht mehr viel übrig und erahnen ließ durch Wolfgang Nußbücker (Plau).
Mit der dringend gewordenen Reparatur der sehr mitgenommenen Orgel wuchs der Wunsch, ein musikalisch anspruchsvolleres Werk zu besitzen als es mit dem Neubau 1878 entstanden war. Da ohnehin sehr umfangreich zu rekonstruieren war, entstand das Konzept für eine Erweiterung im Sinne anderer vergleichbarer Runge-Orgeln. Die zusätzlich neu geschaffenen Manualregister wurden in Zusammensetzung und Form nach Runge-Pfeifen hergestellt. Für die beiden eigenständigen Pedalregister wurde aus dem Fundus des Orgeldepots Malchow auf zwei gut erhaltene Register von Marcus Runge zurückgegriffen, die aus der 1907 gebauten und 2002 rekonstruierten Orgel in Groß Eichsen stammen.
2000 bis 2014 führte Gottfried Schmidt (Rostock) die aufwändige Rekonstruktion aus, die auch den Neubau der neugotischen Fassade beinhaltete.
Johann Heinrich Runge wurde 1811 in Hagenow geboren. Nach einer Tischlerlehre bei seinem Vater erlernte er das Orgelbauhandwerk an einem nicht bekannten Ort. 1841 vollendete er sein Meisterstück, das 1842 nach Klinken verkauft und dort um 1844 aufgestellt wurde. 1885 starb Runge in Hagenow.

Die Runge-Orgel verfügt über ein Manual und Pedal, 6+1 Register mit Transmission.


I/P/10 Manual / C-g3, mechanische Schleiflade

  • Bordun 16’
  • Principal 8’
  • Hohlflöte 8’
  • Viola di Gamba 8’ Baß, (C bis ho)
  • Viola di Gamba 8’ Discant,  (c1 bis g3)
  • Octave 4’
  • Flöte 4’,  Erweiterung
  • Octave 2’,  Erweiterung
  • Mixtur 2-3fach, Erweiterung

Pedal / C-d1

  • Subbaß 16’     (M. Runge)
  • Octavbaß 8’   (M. Runge)

 

  • Pedalkoppel

 

Sie hören die Orgel in dieser Veranstaltung.

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