Innenansicht der Runge-Orgel in Döbbersen, Foto: Heiko Preller

Kleine und große Königinnen

Details unserer Orgeln

Wussten Sie, dass eine Orgel »lebt«?

Die Orgelspiele Mecklenburg-Vorpommern wecken die Orgeln, die zu den Konzerten „geschlagen“ werden, nach dem Winter wieder auf. Während der Wintermonate finden die Gottesdienste in der Regel nicht in der Kirche, sondern in einem beheizten Gemeinderaum o. ä., der sog. Winterkirche, statt. Entsprechend ruhen die Orgeln und werden nicht bespielt. Sie versinken in der kalten Kirche in den Winterschlaf. Unbemerkt nisten sich mancherorts sogar Mäuse, Fledermäuse, Käuzchen und Eulen in der Orgel ein. Mangels Nutzung „rosten“ Tasten und Züge ein und klemmen oder werden zumindest schwergängig: Die Orgeln haben „Heuler“ oder manche Pfeifen ertönen erst gar nicht mehr. Orgeln sind lebendige Mechanismen, deren Materialien u. a. auf Temperatur und Feuchtigkeit oder Trockenheit reagieren und auch darauf, nicht genutzt und in Betrieb gehalten zu werden. Die Orgeln sind nach dem Winter zumindest „verstimmt“.
Also muss rechtzeitig ein Orgelbauer her und die Orgeln warten und aus dem Winterschlaf holen und in Betrieb nehmen, so dass unsere Organisten*innen frei aufspielen und die Königinnen ihren Klang gebührend entfalten können.

Geschichte und Disposition Orgel in Dreilützow von 1708

Orgel Dreilützow, Foto: Heiko Preller
Orgel Dreilützow, Foto: Heiko Preller

... aber vielleicht war es Matthias Dropa.

Die prächtige Orgel ist äußerlich ein Unikat in Mecklenburg. Der reiche, überquellende Schmuck umfasst die gesamte Front bis hinunter neben den Spieltisch – durch die Aufstellung hinter der Emporenbrüstung nicht in aller Vollständigkeit aus dem Kirchenraum sichtbar. In diesem Blütenmeer stecken Engel, die - wie auch jene auf den Pfeifentürmen - ursprünglich Instrumente in den Händen hielten. Leider sind zwei Figuren verloren.
Das Entstehungsjahr der Orgel zeigt sich unterhalb der Stifterwappen. Erster Standort war die Lambertikirche in Lüneburg. Deshalb wird angenommen, dass es sich bei dem Orgelbauer um Matthias Dropa, einen Gesellen des Hamburger Orgelbauers Arp Schnitger, handelt, der ab 1705 in Lüneburg lebte. 1801 kam die Orgel nach Camin in Mecklenburg. 1833 baute Friedrich Friese (I) ein angehängtes Pedal dazu. 1853 gelangte das Werk nach Dreilützow. 1953 unternahm Firma Schuke (Potsdam) eine Instandsetzung, wobei die fehlenden Register Mixtur und Tromet nicht ersetzt wurden. 2004 erfolgte eine vollständige Restaurierung und Rückführung auf den vermuteten Erstzustand durch Firma Jehmlich (Dresden) unter Leitung des Restaurators Andreas Hahn. Neu gebaut wurden ein Mehrfaltenkeilbalg, Teile der Traktur, alle Prospektpfeifen, Pfeifen der Mixtur und nach einem Vorbild aus Ugale in Lettland (dort Zinke 8’, 1701) die Tromet 8’. Die Pedalklaviatur wurde entfernt.
Matthias Dropa stammte aus Siebenbürgen und war Schüler des berühmten Arp Schnitger in Hamburg. Nach 1692 gründete Dropa eine eigene Werkstatt in Hamburg, siedelte 1705 nach Lüneburg um. Über sein Leben und Wirken ist wenig bekannt. Er starb 1732.

Disposition: Ein Manual, mechanische Schleiflade, 6 Register

Manual / C-c3, mechanische Schleiflade,

  • Gedact 8’
  • Principal 4’
  • Gedact 4’
  • Principal 2’ (2004)
  • Mixtur 3fach (2004)
  • Tromet 8’ (2004)

Winddruck: 65 mm WS, Stimmtonhöhe ca. 450 Hz, Stimmungsart: Werckmeister III (seit 2004)

Sie hören die Orgel in diesem Konzert.

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