Innenansicht der Runge-Orgel in Döbbersen, Foto: Heiko Preller

Kleine und große Königinnen

Details unserer Orgeln

Wussten Sie, dass eine Orgel »lebt«?

Die Orgelspiele Mecklenburg-Vorpommern wecken die Orgeln, die zu den Konzerten „geschlagen“ werden, nach dem Winter wieder auf. Während der Wintermonate finden die Gottesdienste in der Regel nicht in der Kirche, sondern in einem beheizten Gemeinderaum o. ä., der sog. Winterkirche, statt. Entsprechend ruhen die Orgeln und werden nicht bespielt. Sie versinken in der kalten Kirche in den Winterschlaf. Unbemerkt nisten sich mancherorts sogar Mäuse, Fledermäuse, Käuzchen und Eulen in der Orgel ein. Mangels Nutzung „rosten“ Tasten und Züge ein und klemmen oder werden zumindest schwergängig: Die Orgeln haben „Heuler“ oder manche Pfeifen ertönen erst gar nicht mehr. Orgeln sind lebendige Mechanismen, deren Materialien u. a. auf Temperatur und Feuchtigkeit oder Trockenheit reagieren und auch darauf, nicht genutzt und in Betrieb gehalten zu werden. Die Orgeln sind nach dem Winter zumindest „verstimmt“.
Also muss rechtzeitig ein Orgelbauer her und die Orgeln warten und aus dem Winterschlaf holen und in Betrieb nehmen, so dass unsere Organisten*innen frei aufspielen und die Königinnen ihren Klang gebührend entfalten können.

Eine Orgel des produktivsten Orgelbauers Mecklenburgs

Inneres der Orgel von Friedrich Friese III, 1868 in der Dorfkirche Neuburg, Foto: Heiko Preller

Diese Orgel gehört zu den größeren einmanualigen Orgeln Friedrich Frieses (III). Die Manualdisposition ist mit einem Prinzipalaufbau bis zur Mixtur recht klassisch angelegt. Drei Register im Pedal sind ebenfalls nicht die Norm in Frieses Schaffen kleiner Orgeln. Schließlich zeigt auch der Spieltisch ein ungewöhnliches Bild: zu beiden Seiten der Manuaklaviatur liegen die Registerzüge in horizontaler Anordnung, was an alte norddeutsche Barockorgeln erinnert. Das Instrument ist original erhalten und wurde 1987 durch den Orgelbau Voigt (Bad Liebenwerda) restauriert.

Friedrich Ludwig Theodor Friese, genannt Friese (III), wurde 1827 in Schwerin geboren. Als Sohn des Hoforganisten und Orgelbauers Friedrich Friese war er bereits in vierter Generation Orgelbauer. Seine Lehrzeit begann wahrscheinlich beim Vater in Schwerin. Er hatte früh Kontakt zu den bedeutenden Orgelbauern Carl August Buchholz (Berlin) und Aristide Cavaillé-Coll (Paris). 1850 stellte er die erste eigene Orgel in der väterlichen Werkstatt her, sie steht noch heute in Dambeck bei Wismar. 1856 wurde er offiziell Firmenchef. Mit 110 neuen Orgeln wurde er zum produktivsten einheimischen Orgelbauer in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sein größtes Werk steht in der Paulskirche Schwerin. Friedrich Friese (III) starb 1896 in Schwerin.

Disposition: ein Manual, Pedal, mechanische Schleifladen, 11 Register

1. Manual /C-d3

  • Bourdun 16’
  • Principal 8’
  • Flöte 8’
  • Gedact 8’
  • Salicional 8’ ab c’
  • Octave 4’
  • Octave 2’
  • Mixtur 3fach

Pedal / C-c1

  • Subbaß 16’
  • Principalbaß 8’
  • Baßflöte 8’

Pedalkoppel

Sie hören diese Orgel in diesem Konzert.

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