Innenansicht der Runge-Orgel in Döbbersen, Foto: Heiko Preller

Kleine und große Königinnen

Details unserer Orgeln

Wussten Sie, dass eine Orgel »lebt«?

Die Orgelspiele Mecklenburg-Vorpommern wecken die Orgeln, die zu den Konzerten „geschlagen“ werden, nach dem Winter wieder auf. Während der Wintermonate finden die Gottesdienste in der Regel nicht in der Kirche, sondern in einem beheizten Gemeinderaum o. ä., der sog. Winterkirche, statt. Entsprechend ruhen die Orgeln und werden nicht bespielt. Sie versinken in der kalten Kirche in den Winterschlaf. Unbemerkt nisten sich mancherorts sogar Mäuse, Fledermäuse, Käuzchen und Eulen in der Orgel ein. Mangels Nutzung „rosten“ Tasten und Züge ein und klemmen oder werden zumindest schwergängig: Die Orgeln haben „Heuler“ oder manche Pfeifen ertönen erst gar nicht mehr. Orgeln sind lebendige Mechanismen, deren Materialien u. a. auf Temperatur und Feuchtigkeit oder Trockenheit reagieren und auch darauf, nicht genutzt und in Betrieb gehalten zu werden. Die Orgeln sind nach dem Winter zumindest „verstimmt“.
Also muss rechtzeitig ein Orgelbauer her und die Orgeln warten und aus dem Winterschlaf holen und in Betrieb nehmen, so dass unsere Organisten*innen frei aufspielen und die Königinnen ihren Klang gebührend entfalten können.

Von Berlin nach Nossendorf

Orgel von Carl August Buchholz, 1823 in der Dorfkirche Nossendorf, Foto: Heiko Preller

Diese Orgel hat eine wechselvolle Geschichte. Erbaut wurde sie 1823 für die Böhmische Gemeinde in Böhmisch-Rixdorf (heute in Berlin-Neukölln gelegen). Mit Veränderung der Kirche wurde sie 1895 nach Alt Gaarz bei Mirow verkauft. Als eine der wenigen Orgeln ging an ihr die Entnahme der Prospektpfeifen zu Kriegszwecken im Jahr 1917 vorbei. Aber dennoch traf sie später das Schicksal hart. Der abgelegene Ort und seine Kirche verfielen in einen Dornröschenschlaf, die Orgel verkam immer mehr. Viele Metallpfeifen wurden gestohlen, auch einige aus dem Prospekt. Als vor wenigen Jahren erste Gedanken geäußert wurden, die Orgel zu verkaufen, fand das in der Kirchengemeinde zunächst keine Zustimmung. Andererseits konnte eine Orgelrestaurierung angesichts der großen Bauaufgaben, die allein das wertvolle Kirchlein noch vor sich hat, nur Illusion bleiben. Schließlich konnte die Orgel verkauft und nach der Restaurierung durch Andreas Arnold (Plau) in Nossendorf aufgestellt werden.

Nossendorf besaß bis zum Kriegsende eine Buchholzorgel, die in den Nachkriegsjahren auch verkam und schließlich abgetragen wurde. Nun klingt nach 75 Jahren wieder eine Orgel vom selben Orgelbauer am selben Ort.

Das Instrument gehört zu den frühesten aus der Buchholz-Werkstatt. Eine Besonderheit ist die Transmission von vier Manualregistern in das Pedal. Vier der neun Manualregister können wie eigenständige Pfeifenreihen im Pedal eingeschaltet werden.

Disposition: ein Manual, Pedal, mechanische Schleifladen, 9 Register und 4 Transmissionen

1. Manual / C-f3 , mechanische Schleiflade

  • Bordun 16’
  • Principal 8’
  • Viola di Gamba 8’
  • Gedact 8’
  • Praestant 4‘
  • Flöte 4’
  • Nasard 2 2/3’
  • Octave 2’
  • Mixtur 3fach, beginnt 1fach ab co, 2fach ab c1, 3fach ab c2

Pedal / C-c1, Transmissionen aus dem Manual

  • Subbaß 16’
  • Violon 8’
  • Baßflöte 8’
  • Principal 4’

 

Sie hören diese Orgel in diesem Konzert.

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