Wussten Sie, dass eine Orgel »lebt«?
Die Orgelspiele Mecklenburg-Vorpommern wecken die Orgeln, die zu den Konzerten „geschlagen“ werden, nach dem Winter wieder auf. Während der Wintermonate finden die Gottesdienste in der Regel nicht in der Kirche, sondern in einem beheizten Gemeinderaum o. ä., der sog. Winterkirche, statt. Entsprechend ruhen die Orgeln und werden nicht bespielt. Sie versinken in der kalten Kirche in den Winterschlaf. Unbemerkt nisten sich mancherorts sogar Mäuse, Fledermäuse, Käuzchen und Eulen in der Orgel ein. Mangels Nutzung „rosten“ Tasten und Züge ein und klemmen oder werden zumindest schwergängig: Die Orgeln haben „Heuler“ oder manche Pfeifen ertönen erst gar nicht mehr. Orgeln sind lebendige Mechanismen, deren Materialien u. a. auf Temperatur und Feuchtigkeit oder Trockenheit reagieren und auch darauf, nicht genutzt und in Betrieb gehalten zu werden. Die Orgeln sind nach dem Winter zumindest „verstimmt“.
Also muss rechtzeitig ein Orgelbauer her und die Orgeln warten und aus dem Winterschlaf holen und in Betrieb nehmen, so dass unsere Organisten*innen frei aufspielen und die Königinnen ihren Klang gebührend entfalten können.
Eine Orgel aus Fertigteilen
Beyer war Lehrling und Geselle bei Friedrich Albert Mehmel in Stralsund. Nach Aufenthalten in anderen Firmen ließ er sich nach 1918 in Zingst nieder. Der Orgelneubau in Brandshagen ist ausschließlich mit Zulieferteilen errichtet worden, die er bei der Firma Laukhuff (Weikersheim) bezog. Das war zu jener Zeit nicht ungewöhnlich für Handwerker, die allein oder in kleinsten Verhältnissen arbeiteten. Beyer wird nachgesagt, dass er ein gewissenhafter Orgelbauer war. So war er zu Mehmels Zeit dessen Vertreter bei Außenterminen und führte Reparaturen und Wartungsarbeiten aus. Neben der Orgel in Brandshagen ist nur die Orgel in Teterin als Neubau Beyers, ebenfalls unter Verwendung von Laukhuffteilen, bekannt.
Mit ihren zahlreichen Koppeln hat die Orgel über die Verwendung der einzelnen oder frei zusammengestellten Register (Pfeifenreihen) hinaus weitere Möglichkeiten, die zusätzliche Klänge ermöglichen, aber auch das Tutti deutlich verstärken.
Disposition: zwei Manuale, Pedal, pneumatische Kegelladen, 11 Register
1. Manual / C-f3
- Bordun 16‘
- Principal 8‘
- Gamba 8‘
- Octave 4‘
- Progressio harmonika 2-3fach
2. Manual / C-f3
- Gedackt 8‘
- Salicional 8‘
- Aeoline 8‘
- Flöte 4‘
Pedal / C-d1
- Subbass 16‘
- Cello 8‘
- Pedalkoppel I
- Pedalkoppel II
- Manualkoppel II-I
- Superoktavkoppel I
- Superoktavkoppel II
- Mezzoforte
- Tutti