Innenansicht der Runge-Orgel in Döbbersen, Foto: Heiko Preller

Kleine und große Königinnen

Details unserer Orgeln

Wussten Sie, dass eine Orgel »lebt«?

Die Orgelspiele Mecklenburg-Vorpommern wecken die Orgeln, die zu den Konzerten „geschlagen“ werden, nach dem Winter wieder auf. Während der Wintermonate finden die Gottesdienste in der Regel nicht in der Kirche, sondern in einem beheizten Gemeinderaum o. ä., der sog. Winterkirche, statt. Entsprechend ruhen die Orgeln und werden nicht bespielt. Sie versinken in der kalten Kirche in den Winterschlaf. Unbemerkt nisten sich mancherorts sogar Mäuse, Fledermäuse, Käuzchen und Eulen in der Orgel ein. Mangels Nutzung „rosten“ Tasten und Züge ein und klemmen oder werden zumindest schwergängig: Die Orgeln haben „Heuler“ oder manche Pfeifen ertönen erst gar nicht mehr. Orgeln sind lebendige Mechanismen, deren Materialien u. a. auf Temperatur und Feuchtigkeit oder Trockenheit reagieren und auch darauf, nicht genutzt und in Betrieb gehalten zu werden. Die Orgeln sind nach dem Winter zumindest „verstimmt“.
Also muss rechtzeitig ein Orgelbauer her und die Orgeln warten und aus dem Winterschlaf holen und in Betrieb nehmen, so dass unsere Organisten*innen frei aufspielen und die Königinnen ihren Klang gebührend entfalten können.

Ein Westfale in Mecklenburg

Spieltisch der Sauer-Orgel in Wittenburg, Foto: Heiko Preller

Die Orgel in der katholischen Kirche Wittenburg ist das jüngste Instrument, das bei den diesjährigen Orgelspielen MV zu Gehör kommt. Die Orgel steht seit 2009 in Wittenburg und wurde aus der 2008 entwidmeten katholischen Fronleichnamkirche Bochum-Laer gekauft. Bis zu diesem Zeitpunkt besaß die Christus König-Kirche eine Orgel von Marcus Runge (Schwerin) aus dem Jahr 1937, die von Beginn an wegen ihrer Kleinheit als Kompromiss betrachtet wurde. Sie ist seit 2009 im Mecklenburgischen Orgelmuseum Malchow zu sehen und zu hören.
Der in der katholischen Kirchgemeinde Wittenburg ansässige ehemalige Orgelbauer Andreas Kleine übernahm die Aufstellung der neuen Orgel.
Siegfried Sauer wurde 1941 in Langenöls geboren. Er erlernte den Orgelbau in den Firmen Kreienbrink (Osnabrück) und Spät Orgelbau AG (Rapperswil). Sauer übernahm die Firma Stegerhoff (Steinheim) und verlegte diese ins benachbarte Ottbergen. Die Firma lieferte von 1973 bis 2015 rund 300 Orgelneubauten, darunter viele drei- und auch viermanualige Werke.
Im Februar 2015 meldete die 15 Mitarbeiter große Firma Insolvenz an. Unter Sebastian Sauer und Thomas Heinemann erfolgte die Umbenennung der Firma in „Sauer & Heinemann“, die die Orgelbautradition am alten Standort fortführen.

Disposition: Zwei Manuale, Pedal, Schleifladen mit mechanischer Tontraktur und elektrischer Registerschaltung, 16 Register

1. Manual, Hauptwerk / C-g3

  • Prinzipal 8‘
  • Rohrflöte 8‘
  • Oktave 4‘
  • Traversflöte 4‘
  • Nachthorn 2‘
  • Sesquialtera 2 2/3‘ + 1 1/3‘
  • Mixtur 4-6fach 2‘

2. Manual, Rückpositiv / C-g3

  • Bleigedackt 8‘
  • Gemshorn 4‘
  • Prinzipal 2‘
  • Scharff 4-fach 1‘
  • Schalmay 8‘
  • Tremulant

Pedal / C-f1

  • Subbaß 16‘
  • Offenbaß 8‘
  • Oktavbaß 4‘
  • Fagott 16‘ 

Koppeln:

  • I-P
  • II-P
  • II-I

 

  • Zwei freie Kombinationen und eine weitere Pedalkombination
  • Tutti

Sie hören die Orgel in diesem Konzert.

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