Innenansicht der Runge-Orgel in Döbbersen, Foto: Heiko Preller

Kleine und große Königinnen

Details unserer Orgeln

Wussten Sie, dass eine Orgel »lebt«?

Die Orgelspiele Mecklenburg-Vorpommern wecken die Orgeln, die zu den Konzerten „geschlagen“ werden, nach dem Winter wieder auf. Während der Wintermonate finden die Gottesdienste in der Regel nicht in der Kirche, sondern in einem beheizten Gemeinderaum o. ä., der sog. Winterkirche, statt. Entsprechend ruhen die Orgeln und werden nicht bespielt. Sie versinken in der kalten Kirche in den Winterschlaf. Unbemerkt nisten sich mancherorts sogar Mäuse, Fledermäuse, Käuzchen und Eulen in der Orgel ein. Mangels Nutzung „rosten“ Tasten und Züge ein und klemmen oder werden zumindest schwergängig: Die Orgeln haben „Heuler“ oder manche Pfeifen ertönen erst gar nicht mehr. Orgeln sind lebendige Mechanismen, deren Materialien u. a. auf Temperatur und Feuchtigkeit oder Trockenheit reagieren und auch darauf, nicht genutzt und in Betrieb gehalten zu werden. Die Orgeln sind nach dem Winter zumindest „verstimmt“.
Also muss rechtzeitig ein Orgelbauer her und die Orgeln warten und aus dem Winterschlaf holen und in Betrieb nehmen, so dass unsere Organisten*innen frei aufspielen und die Königinnen ihren Klang gebührend entfalten können.

Eine Romantikerin an einem alten Orgelstandort

Die Klosterkirche Rühn ist ein alter Orgelstandort. Von besonderer Bedeutung ist die erhalten gebliebene Orgelempore auf der Nordseite. Auf ihr stand seit 1579 eine Orgel als Stiftung Herzog Ulrichs und seiner Gattin Herzogin Elisabeth. Der damalige Erbauer ist unbekannt. Nach Veränderungen und Reparaturen wurde die Orgel 1863 abgetragen und durch eine gebrauchte Orgel aus Bützow ersetzt. Wieder trug die Schwalbennestartige Empore die Orgel bis es zum Orgelneubau 1890 kam. Dieser wurde auf einer neuen Westempore realisiert. Abgetragen wurde das alte Orgelwerk, stehen blieb die Empore als ein Unikat der Renaissancezeit.

Die neue Orgel wurde als erste von vier Orgeln eingeweiht, die Friedrich Friese (III) 1890 fertigstellte. Es folgten neue Orgeln in der Klosterkirche Malchow, der Marienkirche Parchim und in Nostorf.

Die jetzige Orgel ist ein zwar kleines, doch prächtig klingendes Werk und blieb seit ihrer Erbauung vor großen Veränderungen bewahrt.1999 erfolgte eine Restaurierung durch Andreas Arnold (Plau). Laut Inschrift Friedrich Frieses im Spieltischdeckel ist diese Orgel dessen Opus 102. Das Orgelgehäuse entstand nach einem Entwurf des Doberaner Architekten Gotthilf Ludwig Möckel.

Friedrich Ludwig Theodor Friese, genannt Friese (III), wurde 1827 in Schwerin geboren. Als Sohn des Hoforganisten und Orgelbauers Friedrich Friese war er bereits in vierter Generation Orgelbauer. Seine Lehrzeit begann wahrscheinlich beim Vater in Schwerin. Er war auch bei Carl August Buchholz (Berlin) tätig. Wann er sich bei Aristide Cavaillé-Coll in Paris aufgehalten hatte, ist nicht genau bekannt.

1850 stellte er die erste eigene Orgel in der väterlichen Werkstatt her, sie steht noch heute in Dambeck bei Wismar. 1856 wurde er offiziell Firmenchef. Mit 110 neuen Orgeln wurde er zum produktivsten einheimischen Orgelbauer in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sein größtes Werk steht in der Paulskirche Schwerin. Friedrich Friese (III) starb 1896 in Schwerin.

Disposition: ein Manual, Pedal, mechanische Schleiflade, 9 Register

Manual / C-c3

  • Principal 8’    
  • Flöte 8’          
  • Gedakt 8’       
  • Gamba 8’       
  • Octave 4’
  • Flöte 4’          
  • Octave 2’

Pedal / C-c1

  • Subbass 16’
  • Violon 8’

Sie hören die Orgel in diesem Konzert.

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