Innenansicht der Runge-Orgel in Döbbersen, Foto: Heiko Preller

Kleine und große Königinnen

Details unserer Orgeln

Wussten Sie, dass eine Orgel »lebt«?

Die Orgelspiele Mecklenburg-Vorpommern wecken die Orgeln, die zu den Konzerten „geschlagen“ werden, nach dem Winter wieder auf. Während der Wintermonate finden die Gottesdienste in der Regel nicht in der Kirche, sondern in einem beheizten Gemeinderaum o. ä., der sog. Winterkirche, statt. Entsprechend ruhen die Orgeln und werden nicht bespielt. Sie versinken in der kalten Kirche in den Winterschlaf. Unbemerkt nisten sich mancherorts sogar Mäuse, Fledermäuse, Käuzchen und Eulen in der Orgel ein. Mangels Nutzung „rosten“ Tasten und Züge ein und klemmen oder werden zumindest schwergängig: Die Orgeln haben „Heuler“ oder manche Pfeifen ertönen erst gar nicht mehr. Orgeln sind lebendige Mechanismen, deren Materialien u. a. auf Temperatur und Feuchtigkeit oder Trockenheit reagieren und auch darauf, nicht genutzt und in Betrieb gehalten zu werden. Die Orgeln sind nach dem Winter zumindest „verstimmt“.
Also muss rechtzeitig ein Orgelbauer her und die Orgeln warten und aus dem Winterschlaf holen und in Betrieb nehmen, so dass unsere Organisten*innen frei aufspielen und die Königinnen ihren Klang gebührend entfalten können.

Ein Zwilling in Mecklenburg

Spieltisch der Winzer-Orgel in Brüel, Foto: Heiko Preller

Diese Orgel gehört zu den frühesten Instrumenten, die der seit 1840 in Wismar lebende Orgelbauer Winzer neu geschaffen hatte. Die Orgel steht noch ganz im Zeichen von Winzers Lehrmeister Schulze in Paulinzella. Das betrifft sowohl die Disposition (die Zusammenstellung der Pfeifenreihen), die Anlage der inneren Technik als auch das Äußere. Und hier darf man stutzig werden. Genau die gleiche Orgel steht in Heringen, gebaut im Jahr 1843 durch Schulze. Angenommen werden darf folgendes: entweder brachte Winzer den Entwurf aus seiner Schulze-Zeit mit oder er ließ das Gehäuse mangels eigener Möglichkeiten bei Schulze bauen.

Nachdem es die verschiedensten und teilweise absurden Ideen für die Orgel gab, wurde sie 1992/93 durch die Firma Schuke (Potsdam) so restauriert, wie sie einst gebaut worden war. Es gab kaum Verluste ihrer Substanz.

Die Orgel hat sieben Register (Pfeifenreihen) für das Manual. Fünf dieser Register können von den Ventilen der Pedalklaviatur ebenfalls genutzt werden, was als Transmission bezeichnet wird.

Disposition: ein Manual, Pedal, 7 Register und 5 Transmissionen

Manual / C-f3, mechanische Schleiflade

  • Bordun 16’
  • Principal 8’                                       
  • Hohlfloete 8’                                     
  • Viola di Gamba 8’ [Baß bis d1]        
  • Fugara 8’ [Diskant ab dis1]               
  • Gedact 8’                                          
  • Octave 4’                               
  • Mixtur 2’ 3fach                                 

Pedal / C-d1 (Transmission)

  • Subbaß 16’                 aus Bordun 16’
  • Principalbaß 8’           aus Principal 8’
  • Violoncello 8’             aus Viola di Gamba 8’
  • Gedactbaß 8’             aus Hohlflöte 8’
  • Octave 4’                    aus Octave 4’

Sie hören diese Orgel in diesem Konzert.

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