Innenansicht der Runge-Orgel in Döbbersen, Foto: Heiko Preller

Kleine und große Königinnen

Details unserer Orgeln

Wussten Sie, dass eine Orgel »lebt«?

Die Orgelspiele Mecklenburg-Vorpommern wecken die Orgeln, die zu den Konzerten „geschlagen“ werden, nach dem Winter wieder auf. Während der Wintermonate finden die Gottesdienste in der Regel nicht in der Kirche, sondern in einem beheizten Gemeinderaum o. ä., der sog. Winterkirche, statt. Entsprechend ruhen die Orgeln und werden nicht bespielt. Sie versinken in der kalten Kirche in den Winterschlaf. Unbemerkt nisten sich mancherorts sogar Mäuse, Fledermäuse, Käuzchen und Eulen in der Orgel ein. Mangels Nutzung „rosten“ Tasten und Züge ein und klemmen oder werden zumindest schwergängig: Die Orgeln haben „Heuler“ oder manche Pfeifen ertönen erst gar nicht mehr. Orgeln sind lebendige Mechanismen, deren Materialien u. a. auf Temperatur und Feuchtigkeit oder Trockenheit reagieren und auch darauf, nicht genutzt und in Betrieb gehalten zu werden. Die Orgeln sind nach dem Winter zumindest „verstimmt“.
Also muss rechtzeitig ein Orgelbauer her und die Orgeln warten und aus dem Winterschlaf holen und in Betrieb nehmen, so dass unsere Organisten*innen frei aufspielen und die Königinnen ihren Klang gebührend entfalten können.

Das Werk eines Winzer-Schülers

Bruder-Orgel in Witzin, Foto: Heiko Preller

Ganz im Stil der romantischen Orgeln, die Bruder bei seinem Meister Winzer jahrelang mitgebaut hatte, schuf er auch eigene Instrumente. Und doch ist die Disposition in Witzin eine besondere, weil sie sich auch am klassischen Klangbild orientiert und bis zur kleinen Pfeifenreihe der Octave 2’ an Orgeln des frühen 19. Jahrhunderts erinnert. Die Auswahl dieser wenigen Register macht das Instrument interessant und lässt eine breite Palette unterschiedlicher Klangmöglichkeiten variieren.

Edmund Bruder wurde 1845 in Augstedt (Thür.) geboren. Aus welchen Beweggründen der Thüringer nach Wismar kam ist leider unbekannt. 1869 war er bei Friedrich Wilhelm Winzer als Gehilfe beschäftigt. Vermutlich hatte er auch in dieser Werkstatt den Orgelbau erlernt. 1873 blieb er in der Werkstatt weiter tätig, die Friedrich August Mehmel nach Winzers Rückzug übernommen hatte. Ab 1877 arbeitete Bruder dann in einer eigenen Werkstatt in Wismar. Er beschäftigte sich meist mit kleinen Arbeiten, Reparaturen, Umbauten und wenigen Neubauten. Fünf Orgelneubauten sind bekannt, drei blieben erhalten. Bruder starb 1911 in Wismar.

Disposition: ein Manual, Pedal, mechanische Schleiflade, 6 Register

Manual / C-f3

  • Bordun 16‘
  • Principal 8‘
  • Hohlflöte 8‘
  • Octave 4‘
  • Octave 2‘

Pedal / C-d1

  • Subbass 16‘

Manual fest an das Pedal gekoppelt.

Sie hören diese Orgel in diesem Konzert.

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